Gin oder Genever? Worin liegt der Unterschied?
Gin ist – im wahrsten Sinne des Wortes – in aller Munde. Kaum eine andere Spirituose mauserte sich in so kurzer Zeit zu einem beliebten Szene-Getränk. Dabei spielt dieses Wacholderdestillat nicht nur in Cocktails oder Drinks eine große Rolle. Durch das erfolgreiche Marketing einiger Brennereien und neue moderne Gin-Marken gewann diese Spirituose viele neue Anhänger. Vielleicht liegt es in der Geschichte des Gin, denn auch im Zeitalter seiner Entstehung begeisterte er zahlreiche Menschen unterschiedlichster Gesellschaftsschichten.
Doch was hat es mit dem Genever auf sich, welcher ebenfalls zu den Wacholderdestillaten gehört. Ist Genever ein anderes Wort für Gin? Gin oder Genever? Wer war zu erst da? Wir beantworten euch eure Fragen und zeigen die Unterschiede zwischen Gin und Genever.
Genever, die Mutter des Gin
Es war im 16. Jahrhundert als ein holländischer Mediziner ein Heilmittel gegen Magen- und Nierenleiden suchte. Bei seinen Experimenten vermischte er Alkohol mit Wacholderbeeren und Hopfen, letzterem beiden wurde im Mittelalter und auch schon davor große Heilkräfte zugesprochen. Durch seine Harntreibende und beruhigende Wirkung erfüllte die Medizin ihren Zweck und verbreitete sich als Heilmittel in ganz Holland. Schnell bemerkte man aber auch die geschmacklichen Vorzüge dieser Medizin, welche durch die Aromen der Wacholderbeeren sehr gut trinkbar war. Die einfache und billige Herstellung begünstigten die Verbreitung sowohl als Medizin, wie auch als gern getrunkene Spirituose. Benannt wurde diese in Anlehnung des lateinischen Begriffs „Juniperus“ (Wacholder), als Genever bzw. Jenever.
Und was hat das nun mit Gin zu tun?
Durch die einfache Herstellung aber auch durch andere Begünstigungen, wie zum Beispiel die Thronbesteigung eines Holländer in England, verbreitete sich Genever auch sehr schnell in England. Dort bekam die Spirituose durch die englische Aussprache jedoch schnell den Namen „Gin“.
Wie mit der Zeit zwei unterschiedliche Spirituosen wurden
Gin oder Genever ist die richtige Aufzählung, denn im Laufe der Zeit haben sich zwei unterschiedliche Spirituosen entwickelt, die nur im Ansatz Ähnlichkeiten haben.
Durch die Beliebtheit des Gin in England, der dann auch in unterschiedliche Kolonien Englands verfrachtet wurde, entwickelte sich eine eigene Herstellung. Auch forcierte man sich auf bestimmte Aromen im Gin, die bei den zahlreichen Soldaten des Königreichs gut ankamen. Um eine günstige Herstellungsweise zu gewährleisten, konnte Gin aus jedem Alkohol hergestellt werden. Außerdem war in England die Verwendung von Hopfen – sogar im Bier – nicht elementär und so verschwand diese Zutat allmählich aus dem Gin.
Genever dagegen, welcher weiterhin in Holland gern getrunken wurde, wurde ausschließlich aus destilliertem Getreide, Wacholder und Hopfen hergestellt. Unkompliziert ausgedrückt ist Genever also eine Mischung aus Bier und Gin.
Die Herstellung ist aber komplizierter, weshalb wir darauf ausführlicher eingehen wollen.
Bei der Herstellung von Genever, wird zunächst eine Art Bier – Malt Wine genannt – gebraut. Dabei wird häufig auf Weizen, Roggen, Gärste oder Mais zurückgegriffen.
Anschließend wird die Maische des Bieres destilliert und mit einem Destillat aus verschiedenen Botanicals (Kräuter, Rinden, Früchten und Gewürzen) verschnitten. Bei einer weiteren Destillation der Verschnittenen Spirituose kommen dann weitere Botanicals, unter anderem der Hopfen ins Spiel.
Genever Arten
Wie auch bei den Gin Sorten gibt es auch beim Genever unterschiedliche Arten und Sorten. Meistens beschreiben sie die Verwendung unterschiedlicher Zutaten oder Herstellungsprozesse.
Hier einige bekannte Genever Artren:
Malt Wine Genever:
Dieser Genever bestätigt die Herstellung aus Getreidedestillat und nicht etwas durch Melasse. Ebenfalls gibt er ein Hinweis, dass sich mindestens 51 % Malt Wine bzw. Getreidedestillat im Genever befinden.
Old Genever / Oude Genever:
Dieser Genever kann einen deutlich geringeren Anteil des Malt Wine bzw. Getreidedestillat aufweisen. Mindestens jedoch 15 %. Außerdem muss dieser Genever mit mindestens 20 g/l gesüßt werden.
Besonderheiten bei der Lagerung
Genever muss, wie auch Gin gesetlich nicht gelagert werden.
Möchte eine Brennerei ihren Genever jedoch vor dem Verkauf einlagern, so muss dieser für mindestens 1 Jahr in Fässern unter 700 Liter lagern.
Trotz dieser Auflage, werden deutlich mehr Fassgelagerte Genever als beim Gin angeboten.
Zum Teil gibt es Genver welcher wie beim Whisky mehrere Jahre gelagert wurde. Dies beeinflusst den Geschmack des Genever natürlich signifikant.
Gin oder Genever?
Gin hat also seinen Ursprung im Genever und eine gemeinsame Geschichte. Heute sind es jedoch zwei unterschiedliche und anerkannte Spirituosen die nur noch zum Teil Ähnlichkeit haben. Die Frage Gin oder Genever, lässt sich zumindest nicht in Sachen Zusammengehörigkeit stellen.
Unsere Antwort: „Wir mögen beides“!
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